Franz Ludwig Gehe

(* 7. Mai 1810 in Merkwitz bei Oschatz; † 22. Juni 1882 in Dresden)

Fabrikant

Franz Ludwig Gehe wurde am 7. Mai 1810 in Merkwitz bei Oschatz geboren. Seine Kindheit verbrachte er in einem ländlichen Umfeld, wo er schon früh ein Interesse an Handel und Wirtschaft entwickelte. Dieses Interesse sollte später den Grundstein für seine erfolgreiche Karriere als Unternehmer legen.

Im Jahr 1835 gründete Gehe eine Drogeriegroßhandlung in Dresden, die schnell zu einem florierenden Unternehmen heranwuchs. Die Geschäftsidee beruhte darauf, Arzneimittel und chemische Produkte in großen Mengen zu vertreiben, was damals eine innovative Vorgehensweise darstellte. Sein Geschäft erweiterte er kontinuierlich, und in den Jahren 1865 bis 1866 eröffnete er zusätzlich eine Drogen-Appretur-Anstalt, in der Rohstoffe veredelt wurden. Diese entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer bedeutenden chemisch-pharmazeutischen Fabrik. Dank seiner visionären Geschäftsführung und seines Gespürs für die Bedürfnisse der Industrie wurde das Unternehmen 1904 in die „Gehe & Co. AG“ umgewandelt. Aus dieser Fabrik entwickelte sich später das renommierte Arzneimittelwerk Dresden, das für seine Innovationen und hohe Qualität bekannt wurde.

Gehe war nicht nur als Unternehmer erfolgreich, sondern setzte sich auch intensiv für nationalökonomische Ziele ein. Gemeinsam mit Friedrich List, einem der bedeutendsten Nationalökonomen seiner Zeit, verfolgte er wirtschaftspolitische Reformen, die den Handel und die Industrie in Deutschland stärken sollten. Besonders wichtig war ihm die Förderung von Handelskammern, die als Interessenvertretung der Wirtschaft fungierten und den Austausch zwischen Unternehmen erleichterten. Seine wirtschaftlichen Ideen und Initiativen machten ihn zu einer wichtigen Figur im deutschen Handelswesen.

Kurz vor seinem Tod bewies Gehe erneut seine Großzügigkeit und sein Engagement für Bildung, indem er der „Commercial-Akademie“ in Dresden 2 Millionen Mark stiftete. Aus dieser großzügigen Spende entwickelte sich 1885 die „Gehe-Stiftung“, die bis heute als Förderer wirtschaftlicher Bildung und wissenschaftlicher Projekte tätig ist.

Ableben

Franz Ludwig Gehe starb am 22. Juni 1882 in Dresden. Sein Tod bedeutete einen großen Verlust für die deutsche Wirtschaft und Industrie. Das Grab von Franz Ludwig Gehe befindet sich auf dem St.-Pauli-Friedhof in Dresden und kann dort besucht werden. Besonders beeindruckend ist die kunstvoll gestaltete Grabfigur, die von dem renommierten Bildhauer Johannes Schilling geschaffen wurde. Die Skulptur ist ein beliebtes Ziel für Besucher, die sich für Kunst und Geschichte interessieren, und zeugt von Gehes Einfluss und Vermächtnis.

Erinnerungen an Franz Ludwig Gehe

Nicht nur das prunkvolle Grab erinnert bis heute an Franz Ludwig Gehe. In Dresden gibt es mehrere Orte, die seinen Namen tragen und sein Andenken ehren. Eine Straße in der Stadt, die Gehestraße, wurde zu Ehren des Fabrikanten benannt. Sie ist eine wichtige Verbindungsstraße zwischen der Erfurter Straße und dem Moritzburger Platz. Diese Benennung zeigt, wie hoch Gehe in der Stadt Dresden geschätzt wurde.

Darüber hinaus trägt eine der renommiertesten Handelsschulen Dresdens den Namen Franz Ludwig Gehe: Das berufliche Schulzentrum für Wirtschaft „Franz Ludwig Gehe“ am Leutewitzer Ring. Diese Schule bietet verschiedene Ausbildungsgänge im wirtschaftlichen Bereich an und hat sich einen exzellenten Ruf erarbeitet. Hier werden die zukünftigen Führungskräfte und Fachkräfte der Region ausgebildet, ganz im Sinne des visionären Unternehmers Franz Ludwig Gehe, der zeitlebens die Bedeutung von Bildung und Wirtschaft betonte.

Eine weitere Würdigung findet sich in der Königstraße, wo eine Gedenktafel an das Leben und Wirken des berühmten Fabrikanten erinnert. Diese Tafel ist ein beliebter Anlaufpunkt für Geschichtsinteressierte und Touristen. Bereits drei Jahre nach seinem Tod wurde die Gehe-Stiftung gegründet, die sich bis heute für Bildung und Wirtschaftsförderung einsetzt. Diese Stiftung ist ein bleibendes Zeugnis seines Engagements für die Gesellschaft.

Einblick in das Familienleben von Franz Ludwig Gehe

Franz Ludwig Gehe erlebte schon früh einen schweren Schicksalsschlag, als er im Alter von nur vier Jahren seinen Vater, Hermann Friedrich August Gehe, verlor, der als Pfarrer tätig war. Nach dem Tod seines Vaters wuchs er bei seinem Onkel in Dresden auf, der ihm nicht nur eine gute Erziehung, sondern auch eine tiefe Wertschätzung für Bildung und Fleiß vermittelte.

1838 heiratete Franz Ludwig Gehe in Leipzig Elise Henriette Karoline Rothe. Die Ehe blieb jedoch kinderlos, was in der damaligen Zeit oft als Belastung empfunden wurde. Dennoch führte das Paar eine enge und liebevolle Beziehung, die durch gegenseitigen Respekt und gemeinsame Interessen geprägt war.

Obwohl Franz Ludwig Gehe heute nicht mehr so bekannt ist, hat er die deutsche Pharmaindustrie revolutioniert und maßgeblich geprägt. Sein unternehmerisches Erbe lebt in zahlreichen Institutionen weiter, die von seiner Vision und seinem Engagement für Wirtschaft und Bildung zeugen.

Bildrechte: Paulae, Franz Ludwig Gehe, CC BY-SA 3.0